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Konzept
über
Leben[s]kunst
Peter Michael Lupp
MOBILE –
UNESCO-Biosphärenreservat Bliesgau
Finde-Instrument und Sinnbild für nachhaltige Lebensformen
Mobile III | Methodik für IdeenLabore

Mensch sein auf diesem Planeten

Die Erde als Lebensraum der Menschheit ist bedroht. Vor allem der Mensch selbst ist dabei, das gerade für ihn überlebenswichtige System aus seinem ökologischen Gleichgewicht zu bringen und die ethischen Grundlagen, die für das Überleben der Gesellschaft notwendig sind, zu entwerten und damit zusätzlich zu einer Destabilisierung des Gesamtsystems beizutragen. Menschsein auf diesem Planeten scheint in den Wohlstandsstaaten der Gegenwart weitgehend Leistung, Konsum und Selbstoptimierung zu bedeuten.

In der Unternehmenskultur geht es fast ausschließlich um Wachstum und Effizienz, diese dienen überwiegend dem Ziel der Profitabilität. In nur zwei Generationen ist der Mensch zur größten Naturgewalt geworden, der die Natur in nie gekannter Weise formt. [Wir leben im Zeitalter des Anthropozäns, einer geochronologischen Epoche, die so benannt wurde, weil der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist]. Triebfeder für Raubbau ist die Gier, die den Menschen trotz Überversorgung in ein Burn-out treibt. Das Mantra des unbegrenzten Wachstums hat sich längst in unseren Köpfen eingenistet. Die Menschheit verbraucht derzeit jedes Jahr etwa 74 Prozent mehr Ressourcen, als die Erde innerhalb dieses Zeitraums regenerieren und damit nachhaltig zur Verfügung stellen kann. In diesem Zusammenhang registriert der Living Planet Index der vergangenen Jahrzehnte einen Rückgang der biologischen Vielfalt um 68 Prozent. Im Durchschnitt hat sich die Anzahl der untersuchten Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische damit mehr als halbiert. Parallel dazu verlieren die ethischen Grundlagen einer völkerübergreifenden Verantwortung für eine ökologisch tragfähige Zukunft der Erde und der nächsten Generationen an Bedeutung und verhindern somit ein friedvolles Miteinander in der Gegenwart. Weltweit sind Millionen von Menschen auf der Flucht, aus Angst vor Kriegen oder weil sie keine Perspektive auf ein sinnvolles Leben in ihrer Heimat haben. Ein sinnloser Krieg wütet aktuell an der Grenze Europas in der Ukraine.

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Was ist passiert? Warum treibt uns immer wieder ein unermüdliches Trachten nach dem eigenen Vorteil an? Nach uns die Sintflut? Warum haben wir jene Zeremonien vergessen, die uns zu uns selbst zurückfinden lassen und uns befähigen, ein gutes Leben zu gestalten und diese „conditio humana“ an die nächste Generation weiterzugeben?

Endzeitstimmung?

Hoffentlich nicht! Vielleicht ist es noch nicht zu spät, einen sukzessiven Kollaps der Erde durch den Raubbau mit den menschlichen und natürlichen Ressourcen dieses Planeten zu vermeiden. Obwohl dieses Szenario uns offenbar in eine andere Richtung zwingen will, besteht ein Funke Hoffnung aus „Keimzellen“, die vernetzend zusammenwirken, um weiterzudenken und kraft ihrer Beseeltheit zum „guten Leben“ andere inspirieren und zu verwandeln vermögen. Dazu brauchen wir den Glauben an das globale Wir und vor allem ein Gefühl dafür, was Menschen spüren, wenn sie Mitgefühl entwickeln.

Es wird darauf ankommen, welche Maßstäbe wir in Zukunft an das Menschsein setzen. Um eine weltethische Grundierung zu definieren, wird es notwendig sein, neue Kommunikations- und Denkräume zu schaffen, in denen die Grundpfeiler von ethischem und verantwortlichem Handeln austariert und festgelegt werden. Eine zentrale Aufgabenstellung bei der Gestaltung des Fundaments dieser „Pfeiler“ wird die Wiedergewinnung einer kollektiven Geistigkeit bilden, die eine spirituelle Dimension nicht ausblendet, sondern im Reifeprozess ins Zentrum rückt. Es gibt keine Sinn- Dimension, die einem ökologischen und ethisch tragfähigen Bewusstsein mehr Spielräume ermöglichen könnte. Hermann Hesse bezeichnete diese Sinn-Dimension der Spiritualität als die „Einheit hinter den Gegensätzen“. Ohne sie wird das Tor hin zu einem zukunftsfähigen Zusammenspiel von „man and biosphere“ kaum zu öffnen sein. Diese Haltung mündet in den derzeitigen Wirtschaftssystemen bzw. -kreisläufen in der sogenannten „Gemeinwohl-Ökonomie“, die möglichst viel Nutzen – und zwar in jeder Hinsicht und für möglichst viele Menschen – generiert und auf diesem aufbaut. Auf Grundlage eines ethischen, sozialökologischen Wertekanons gilt sie als der zukunftsorientierte Veränderungshebel auf wirtschaftlicher, politischer, gesellschaftlicher und ökologischer Ebene.

Die natürliche Wechselwirkung zwischen den Polen ist in den Gesetzen des Lebens verankert… eine Hierarchie gibt es nicht, aber eine ethische und kulturelle Konstante sichert eine nachhaltige Entwicklung.
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Strategie im Werden

Im Folgenden wird am Beispiel des UNESCO-Biosphärenreservates Bliesgau ein Modell und Experimentierfeld vorgestellt, das bereits seit über zehn Jahren als „Finde-Instrument“ in Koexistenz mit den tradierten Entwicklungsstrategien in diesem Lebensraum in kleineren Kontexten erprobt wird.

Das konzeptkünstlerische Projekt begann 2011. Die kontinuierliche Schärfung und Entwicklung thematisiert immer wieder die Frage nach dem die starren, veränderungsresistenten Systeme auflösenden Element. Trotz aller Vorbehalte deuten bisherigen Erfahrungen, die mit der Methodik innerhalb von Gruppen, aber auch von Einzelpersonen gemacht wurden, darauf hin, dass sich Veränderungen durch die Übung mit dem Finde- Instrument Mobile – UNESCO-Biosphärenreservat Bliesgau abzeichnen. Definitiv konnte damit das Bewusstsein und die ureigene Schöpferkraft aller Mitwirkenden aktiviert werden, um nachhaltigere Lebensformen zu generieren.

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Der tiefere Sinn dieser Strategie liegt im Werden und nicht unbedingt im Erreichen der angestrebten Ziele. Dieses „Finde-Instrument“ ist – angepasst an die jeweiligen Spezifika der Lebensräume – auch ohne Weiteres für andere UNESCO-Biosphärenreservate anwendbar!

Bereits erschienene Publikationen zum Thema:

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UNESCO-Biosphärenreservate

Auf der Suche nach dem Gleichgewicht von Mensch, Kultur und Natur

Nach welchen ethischen und kulturellen Prinzipien wir Lebensraum zukunftsfähig gestalten wollen, umreißt im Kern den Forschungsauftrag, den die UNESCO den weltweiten Biosphärenreservaten zur regionalen Forschungsarbeit mit auf den Weg gibt. Diese Überlebensfragen sind lebendig mitten unter uns und gehen in der Gegenwart jeden Einzelnen von uns an! Im Kern geht es darum, Ökologie, nachhaltige Unternehmens- formen, kulturelle Bildung für nachhaltige Entwicklung und angewandte Ethik – im Sinne der Urkraft einer spirituellen Geisteshaltung – in einen stabilisierenden und synergetischen Wirkungszusammenhang zu bringen.

Menschen lernen von Geburt an von Vorbildern. Die UNESCO beruft darum weltweit Lebensräume mit besonderen Ressourcen, um dort nachhaltige [Über]Lebensformen für Mensch und Natur beispielgebend zu erproben. Grundgedanken dazu wurden bereits in die Visionen der Agenda 2021 [1992 bei der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro] eingewoben. Mit der Agenda 2030 [25. September 2015 auf einem Gipfeltreffen der Vereinten Nationen in New York] in Verbindung mit dem Pariser Klima-Abkommen [Dezember 2015] wurden diese Visionen fortgeführt. 193 Mitgliedsstaaten verabschiedeten 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung, die sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs).

„Die Agenda 2030 steht für ein neues globales Wohlstandsverständnis, das über die verengte Betrachtung von Pro-Kopf-Einkommen hinausreicht. Es geht um eine Umgestaltung von Volkswirtschaften hin zu nachhaltiger Entwicklung, beispielsweise durch verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster und saubere und erschwingliche Energie. Es wird deutlich, dass Klimapolitik, nachhaltige Entwicklung und Armutsbe- kämpfung untrennbar miteinander verwoben sind…“

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„Wegkunst“

Es ist ein Versuch, die verschiedenen nationalen Gegebenheiten, Möglichkeiten und Ebenen der Entwicklung zu berücksichtigen und Handlungsoptionen zu eröffnen, die für alle Länder gleichermaßen gelten sollen. Die Essenz dieser Ziele soll in ausgewählten Gebieten auf regionaler Ebene beispielgebend wirksam werden. Die Anerkennung zum Biosphärenreservat ist daher eng mit einem bürgernahen Forschungsauftrag verbunden, wie sich ein überlebensnotwendiges Gleichgewicht für Mensch, Kultur und Natur dauerhaft bewirken lässt. Diese Vision sprichwörtlich mit anregenden und alltagstauglichen Beispielen im Zusammenspiel mit den jeweiligen Besonderheiten von ausgesuchten Lebensräumen auf diesem Planeten in Bewegung zu bringen, auszutarieren und selbige untereinander zu vernetzen, ist das Ziel der UNESCO-Biosphärenreservate.

Der Schlüssel dazu ist Wissensaustausch sowie kreatives Quer- und Weiterdenken, wie sich am Beispiel der spezifischen Themen des Biosphärenreservates Bliesgau nachhaltige und damit ethisch tragfähige, zukunftsfähige Lebens- bzw. Unternehmensformen generieren lassen. Die Hoffnung besteht darin, vom Experimentieren und Mehrwissen ins Handeln zu kommen. Dabei unterstützt die Suche nach dem Daseinsgrund, die Freude am Innehalten und dem Antworten finden wollen auf ethische und philosophische Fragen. Geistreichen Begleitern zu dieser „Wegkunst“ wie Sokrates, Pythagoras, Plato, Konfuzius, Rudolf Steiner oder Gottlieb Duttweiler einmal vorbehaltlos nachzuspüren und auf diese Weise etwas näher kennenzulernen, ist dabei äußerst spannend und inspirierend. Diese Vordenker unterstreichen, dass wir auf der Erde sind, um unsere Weiterentwicklung zu sichern und das Leben als Initiationsprozess anzusehen. Es ist wichtig, diese Leitvision als eine Gesetzmäßigkeit der „Weltenseele“ anzuerkennen und falls irgend möglich in unseren Alltag zu integrieren. Jeder ist für das Ganze mitverantwortlich und jeder muss bei sich selbst anfangen!

Die essentielle Triebfeder der stetigen Ausgleichsbewegung, in der wir im Leben für unser eigenes Dasein gefordert sind, ist die Suche nach Erkenntnis. Ein tiefes Bewusstsein für ästhetische + ethische Schönheit kann diesen Prozess ungemein bereichern und geht einher mit Verantwortung für den Erhalt der Wunder und der Schönheit dieser Erde.
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Was ist ein Biosphärenreservat?

Der Begriff Biosphäre (griechisch, βίος, bíos ‚Leben‘ und σφαίρα, sphaira ‚Kugel‘) bezeichnet den Raum mit Leben eines Himmelskörpers (Quelle: wikipedia.org). Diese „Lebenskugel“ Erde ist ein einzigartiger Raum mit unterschiedlichsten Lebensräumen, Kulturen und Völkern der Menschheit sowie nichtmenschlichen Arten, die in einem vielfach synergetischen Zusammenhang stehen. BIOSPHÄREN (Lebensräume) RESERVATE (bewahren) bedeutet, die Fülle und die lebensspendenden Qualitäten auf unserer Erde – der Schöpfung – in der Gegenwart und für künftige Generationen zu schützen und zu bewahren sowie die dafür notwendige ethische Grundlage innerhalb der Kulturen und Völker dieses Planeten durch Bildung über kulturelle und nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten.

1970 rief die UNESCO („United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization“, „Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur“) die Biosphärenreservate ins Leben. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil des Programms „Mensch und Biosphäre“ mit dem Ziel, durch beispielhafte Maßnahmen ein verträgliches und dauerhaftes Miteinander von Mensch und Natur zu entwickeln und zu erproben. Bis Juni 2024 sind auf unserer Erde 748 Biosphärenreservate in 134 Ländern entstanden. Die Biosphärenreservate schützen und bewahren die natürlichen Lebensräume von Mensch und Natur. Die weltumspannende Zielsetzung ist die Erneuerung der Weltengemeinschaft, die an der Stelle einer bedenkenlosen Naturbeherrschung durch den Menschen eine ethische Grundlage etabliert und ein ökologisch und ethisch tragfähiges Miteinander zwischen Menschen und gegenüber der Natur gewährleistet.

Weltweit wurden Biosphärenreservate – Regionen mit bestimmten Merkmalen und Ressourcen – ausgewählt, in denen nachhaltiges Leben und Wirtschaften unter Realbedingungen erprobt und erforscht wird. BIOSPHÄREN RESERVATE gelten daher als „IdeenLabore“ für nachhaltige Entwicklung, die ihre Erkenntnisse regional und überregional beispielgebend verbreiten.

Quelle: Leitbild der Nationale Naturlandschaften e. V. (Dachverband der Nationalparks, UNESCO-Biosphärenreservate und Nationalparks, Nationale Naturlandschaften, https://nationale-naturlandschaften.de
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Die besonderen Merkmale des UNESCO-Biosphärenreservates Bliesgau

Als 15. Region in Deutschland wurde das Biosphärenreservat Bliesgau 2009 von der UNESCO in dieses weltweite Netzwerk der Biosphärenreservate aufgenommen. Die Region des Bliesgaus liegt mit einer Fläche von 36.152 ha im südöstlichen Saarland. An einer der Nahtstellen Europas begegnen sich hier die deutsche und französische Kultur. Dieser Lebensraum, unmittelbar an der Grenze zu Frankreich (Lothringen), gehört heute zur Großregion Saarland-Lothringen-Luxemburg (Saar-Lor-Lux). Zu den besonderen Merkmalen dieser alten Kulturlandschaft gehören die relativ städtische Prägung, eine Bevölkerungsdichte über dem Bundesdurchschnitt und das Miteinander von städtischen und ländlichen Lebensräumen. Charakteristisch ist die Vielfalt der Landschaft mit einem Ineinandergreifen verschiedener Groß- und Kleinstlebensräume.

Auf den Muschelkalkböden des Bliesgaus kann man nahezu die Hälfte der in Deutschland vorkommenden Orchideenarten bewundern. Die traditionelle, extensive Landwirtschaft ist hier heute noch deutlich an den kleinparzelligen, zum Teil hecken-gesäumten Äckern und Feldern zu erkennen. Die Landschaft im Süden ist geprägt durch die Kalk- Halbtrockenrasen, ausgedehnte, magere Flachlandmähwiesen und Buchenwälder auf Muschelkalk in Auenlandschaften, z.B. in denen der Blies. Richtung Norden erfolgt der markante Wechsel zum Buntsandstein mit städtischen Strukturen und großflächigen Buchenwäldern. Als besonders artenreich und wertvoll zeigen sich ebenfalls die teilweise noch vorbildlich genutzten Streuobstwiesen. Zu den Tierarten, die sich im Bliesgau nach Ansiedlungsbemühungen wieder heimisch fühlen, gehören u.a. Störche und Biber..

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BEWUSSTHEIT – Die ethische/ökologische Dimension

Die dargestellten spezifischen Ausprägungen bieten, in Interaktion mit den globalen Problemstellungen, eine Möglichkeit zu einer strategischen, lokalen Erforschung und modellhaften, nachhaltigen Weiterentwicklung des Lebensraumes Biosphärenreservat Bliesgau. Bevor sich bei Menschen (bzw. Unternehmen etc.) neben Wissen auch bewusstere Lebensgewohnheiten bzw. Unternehmensstrategien entwickeln können, ist es jedoch erforderlich, das eigene Verhalten im Alltag zu reflektieren, um auf den unterschiedlichsten Ebenen neue, nachhaltige Handlungs- optionen in den Aktionsradien zu entwickeln und zu etablieren. Eine Bewusstheit für diese Zusammenhänge, ein Wissen, Verstehen und Inspiriertsein, das schließlich auch ein entsprechendes Handeln bewirkt, vollzieht sich auf zwei Ebenen, die in einem engen Zusammenhang stehen:

„Welch Geistes Kinde bin ich bzw. sind wir?“

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Vor dem Hintergrund, dass Maßstäbe verschwinden, kommt der bewussten Erkenntnis um die individuelle, persönliche, ethische Gesinnung und wie sie im eigenen Lebenskontext bzw. gegenüber der Gesellschaft und zur Bewahrung unseres Lebensraumes zum Tragen kommt, eine zentrale Bedeutung zu. In der Erforschung und Klärung der Sinndimension als Basis einer angewandten Ethik im Alltag liegt die eigentliche Chance der Menschheit und die Kraft, die überlebensnotwendige Transformation einzuleiten. In diesem Kontext auch spirituelle Erfahrungen und Erkenntnisse als Wegbereiter zu begreifen, die letztlich die Fülle der Schöpfung und den Sinn des menschlichen Lebensauftrages begreifbarer machen, bildet daher den Wesensgrund auf der Spur nachhaltiger Lebensformen. Eine Heranführung an diese Erfahrung geht einher mit der Wegsuche zur eigenen Innerlichkeit, erfordert zumeist das Erlernen des Innehaltens, der Versenkung und eine schrittweise Vertiefung der Sprache des Mitgefühls und der Erkenntnis. Dieser kontemplative Ansatz bedeutet jedoch nicht einen Rückzug aus der Welt, ganz im Gegenteil. Der Zugang zu einer geistigen Welt ist stets auch ein Weg zur Mitte und Freiheit. Die Annäherung an diese Grundsubstanz der „Wegkunst“ – entgegen aller Berührungsängste innerhalb des aktuellen gesellschaftlichen Zeitgeistes – bietet den Nährboden zur Entfaltung einer [überkonfessionellen] Spiritualität innerhalb unserer Gesellschaft. Dieser übergeordnete Forschungsauftrag bildet das wichtigste Handlungsfeld [vgl. 1. „Gebot“ Ethik]

IdeenLabore für nachhaltige und geistige bzw. spirituelle Entwicklung

Das konkret darstellbare bzw. visualisierbare Wissen um den ganz persönlichen Ressourcenverbrauch, den sogenannten „ökologischen Fußabdruck“ inspiriert in hohem Maße ein Nach- und neues Denken. Einen Selbsttest bietet zum Beispiel die Internetseite www.fussabdruck.de. [Wichtig wäre es, einen solchen Selbsttest für den eigenen „ökologischen Fußabdruck“ für private sowie öffentliche Institutionen und Unternehmen auch auf der Internetseite des Biosphärenreservates Bliesgau und den zugehörigen Städten und Gemeinden bzw. allen Kooperationspartnern zu installieren!]

Die Strategie

Die konkrete Anwendung des Finde-Instruments „Mobile – UNESCO- Biosphärenreservat Bliesgau“ kann im Rahmen von Seminaren [IdeenLabore für nachhaltige Entwicklung] an den unterschiedlichsten Schnittstellen im Biosphärenreservat Bliesgau zum Tragen kommen. Dabei werden Menschen mit ihren alltäglichen Aufgabenstellungen und Projekten eingeladen, ihre schöpferischen Kräfte freizusetzen, um mittels einer kreativen Methodik gemeinschaftliche Lösungen zu entwickeln, sowohl Menschsein wie Lebensraum zu harmonisieren und damit in ein bewegendes Gleichgewicht zu bringen. Zielgruppen sind Kommunen, Unternehmen, Bildungsträger, Vereine, Kulturinstitutionen, Privatpersonen etc. Ergebnisse aus der Laborarbeit an diesen Schnittstellen können in die regionalen Entwicklungsstrategien eingespeist und im Netzwerk der weltweiten Biosphärenreservate kommuniziert und ausgetauscht werden. In dieser kreativen Auseinandersetzung und Interaktion der spezifisch regionalen Themen bietet sich die Chance, die Zukunft unseres Planeten durch Impulse aus unserem Mikrokosmos verantwortungsvoll mitzugestalten und beispielgebend für andere Modellregionen auszuformen.

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Zehn Themen fokussieren Schwerpunkte in IdeenLaboren im UNESCO-Biosphärenreservat Bliesgau

Exemplarisch lassen sich zehn Themen bzw. Aktionsfelder aus den Besonderheiten des Biosphärenreservates Bliesgau ableiten. Alle sind auf spezifische Art und Weise für eine zukunftsfähige Entwicklung und damit zur Erhaltung des überlebensnotwendigen Gleichgewichts in unserem Lebensraum von großer Bedeutung.

Die Themen Ethik und Kultur (1+2) bilden die elementare Grundlage für die weitere Forschungsarbeit in den übrigen acht Aktionsfeldern. In einer kreativen Auseinandersetzung mit diesen „Zehn Geboten“ können in IdeenLaboren neue Anstöße gewonnen werden, die beinahe jede öffentliche, unternehmerische oder private Initiative im Biosphärenreservat Bliesgau in die Lage versetzt, den Auftrag der UNESCO-Biosphärenreservate auf breiter Ebene nachvollziehbar und verständlich zu machen und ihn vor allem im Alltag zu verlebendigen. Eine Breitenwirkung ergibt sich durch eine kontinuierliche Generierung immer neuer IdeenLabore zu den unterschiedlichsten Themen und Projekten, die durch professionelle Moderatoren betreut sowie durch eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit begleitet und dann als „Forschungsergebnisse“ bürgernah vorgestellt werden.

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Die Kunst, in der Bewegung das Gleichgewicht zu halten

Sinnbild und Methodik innerhalb der IdeenLabore

Das menschliche Dasein ist im Großen und Ganzen ein Subsystem der Biosphäre Erde. Menschsein bedeutet ein gesundes Gleichgewicht zwischen Körper und Geist in Harmonie mit unserem nährenden Lebensraum, den es zu bewahren gilt und in dem es dem Menschen möglich ist, sich zu entwickeln. Es geht um die Vereinigung der von der Natur auferlegten Bestimmungspole des menschlichen Lebens: Streben und Achten. Dies kann jedoch nur dann gelingen, wenn sich, wie in der Natur, die Kräfte in einem fruchtbaren und synergetischen Miteinander bewegen und immer wieder ausgleichen.

Für dieses System bietet sich ein wunderbares Bild: ein Mobile, das mit dem Wind in der Bewegung „tanzend sein Spiel macht“ und die Bewahrung unseres Lebensraumes anhand zehn essentieller Themen der Gegenwart in ein bewegendes und erneuerndes Miteinander übersetzt. Maß + Mitte finden sich spielerisch. Das „Mobile Biosphärenreservat Bliesgau“ steht daher als Sinnbild für die Vision, dass Menschen ihre Lebensentwürfe, Ideen und Projekte in einem kreativen Zusammenspiel zur ethischen und ökologischen Stabilisierung ihres Lebens- und Entfaltungs- raumes in Bewegung halten und austarieren. Die Themen und sich daraus ergebenden Handlungsfelder ändern sich dann naturgemäß mit den unterschiedlichen Ausformungen und Bedürfnissen der verschiedenen Kulturlandschaften auf diesem Planeten und bilden das Denkreservoir [Thinktank] auf der Suche, ökonomische Belange mit sozialen und ökologischen Interessen in Balance zu bringen.

Gleichfalls symbolisiert dieses Sinnbild die Methodik eines kreativen Finde-Instruments, mit denen sich in den IdeenLaboren Ideen, Konzepte, Modellprojekte oder Initiativen im Zusammenspiel mit den besonderen Merkmalen, Ressourcen und Spezifika des Biosphärenreservates Bliesgau generieren lassen.

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Die „Zehn Gebote“

Der „Forschungsauftrag“ in den IdeenLaboren lautet, an einem konkreten Beispiel individuelle Ideen, Konzepte, Projekte oder Initiativen zu ent- wickeln, die zu einer beispielgebenden, nachhaltigeren Unternehmens- bzw. Lebensform führen. Dabei werden im „IdeenLabor“ zehn aktuelle Schwerpunktthemen bzw. Aktionsfelder des Biosphärenreservates Bliesgau beleuchtet, um mit Forschergeist, Phantasie und Feingefühl Bezüge zu den jeweiligen Ideen, Konzepten, Projekten oder Initiativen herzuleiten. Unwillkürlich werden Zusammenhänge deutlich, wie ein gutes Leben für jedermann, aber vor allem für die Verantwortlichen aussehen kann. Das „gute Leben“ ist seit der Antike das höchste Gut für den Einzelnen wie für die Gesellschaft. In diesem Kontext wird es zum sinnstiftenden, inspirierenden Gestaltungsmotor im Alltag. Was für das Überleben der Systeme des Erdenkreises gilt, gilt für Seele und Geist eines jeden Einzelnen von uns gleichermaßen. Nur ein bewegendes Fühlen zwischen den Polaritäten lässt uns ausgeglichen und stimmig sein und entsprechend handeln. Nur ein bewegendes Denken führt zu wirklich neuen Erkenntnissen. Übergeordnete und verbindende Handlungsfelder bzw. Themen bilden

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I. Angewandte Ethik

Wir sind unserem Lebensraum zutiefst verbunden und stehen für eine werteorientierte und ethisch geprägte Lebensweise. Spiritualität als geistige Haltung und Lebenspraxis liefert den Schlüssel dazu, schafft einen Zugang zur geistigen Welt und bildet die Grundlage für verantwortungsvolles Handeln.

Hier liegt der eigentliche „Schatz“ einer neuen Leitkultur innerhalb unserer Gesellschaft. Die persönliche Verantwortung im Sinne einer Nächstenliebe für Menschen untereinander, zur Natur und zur Schöpfung als Ganzes verlangt danach, aktiv den eigenen „Seelengrund“ zu schulen und stetig zu schärfen und liefert die größte Nährquelle menschlicher Zufriedenheit, besser „Infriedenheit“. Die Zeit ist überreif dafür geworden, Menschen zwischen den Polaritäten in jener Mitte zu versammeln, die sie dazu befähigt, ihre Bestimmung zu erkennen und Mitverantwortung zu über- nehmen, auch über den eigenen Lebenshorizont hinaus. Dazu brauchen Menschen überkonfessionell einen Zugang zur religiösen Urerfahrung, der Transzendenz und Spiritualität. Inspiration, Trost, Gemeinsinn, Ritual und Gebet sind Wesensmerkmale unserer großen abendländischen Tradition, die durch die Konzentration auf Naturwissenschaften und Effizienz verloren gehen. Die Wiedergewinnung einer stabilisierenden Ethik handelt von dem Weg des Menschen zu seinen Wurzeln, zur Erfüllung seiner Bestimmung. Nur wer sich auf diesen inneren Weg begibt, erspürt, was dem normalen, sozial kontrollierten Leben verborgen bleibt.

Eine ernsthafte und durchdringende Beleuchtung dieses Themas kann Menschen überhaupt erst jene tiefe innere Einstellung und Überzeugung schenken, die als „Meta-Haltung“ automatisch auch eine nachhaltige Lebensform mit sich bringt. In der Herausformung und Bewusstseinswerdung einer spirituellen Haltung entsteht bei Menschen auch der Wunsch nach Verantwortung für die Schöpfung und die Bereitschaft an der Mitwirkung, Lebensräume nachhaltig zu gestalten. Die Zeit ist reif geworden, eine darauf ausgerichtete ethische Disposition zum Ausgangspunkt und Sinnzentrum des inneren Weges einer regionalen und globalen Entwicklung zu machen. In diesem Kontext bildet das „Gebot Ethik“ im Zusammenspiel mit der Kultur ein elementares Forschungsfeld, dessen Ergebnisse in der Folge innerhalb aller Themen relevant werden!

Ihr(e) Idee/Konzept/Projekt oder Initiative…

  • 🡪… durchleuchtet alle Handlungsfelder nach ethischen Aspekten und Impulsen, die Ihr Vorhaben bereichern.
  • 🡪… nutzt die Möglichkeit der meditativen Praxis, um den Fragen auf den Grund zu gehen.
  • 🡪… basiert auf einem Leitgedanken, den Sie vorab aus ethischer Sicht definieren und der im Laufe des Prozesses weiter verfeinert wird und Ihnen und anderen Orientierung gibt.
  • 🡪… sucht bewusst auch nach einer Ausdrucksform der spirituellen Dimension (Rituale, Gebet, Meditation, Philosophie, Wanderungen, Bildbetrachtungen, Lesungen...), die ureigen mit Ihrem Inneren in Einklang steht und Sie mit der geistigen Welt verbindet. Dazu können auch spirituelle Lehrer/innen Ihrer Wahl hinzugezogen werden. (In der Meditation beginnt ein innerer Zustand in der Seele zu leben, in dem sich Gegensätze nach und nach aufheben.)
  • 🡪… fördert den achtsamen und respektvollen Umgang mit Menschen und der Natur sowie den regionalen Ressourcen und findet in allen Handlungsfeldern grundlegende Beachtung.
  • 🡪… sucht nach Möglichkeiten, eine „Werteleistung“ als Beitrag einer Sozialökonomie an die Gesellschaft zurückzugeben.
Die Globalisierung wird nur dann zum Wohlstand und zur Bewahrung der Lebensräume der Völker und ihrer Volkswirtschaften führen, wenn sie auf die beständige Kooperationsbereitschaft und werteorientierte Kooperationsfähigkeit aller Beteiligten und Betroffenen bauen kann.

Hans Küng

II. Kultur und Kunst

Wir fördern inneren Zusammenhalt und kulturelle Identität und nutzen schöpferisches Querdenken und künstlerische Interventionen als Impulse für den Wandel.

Die Kultur – die gemeinsamen Erfahrungen, Orientierungen und Überzeugungen – bildet den Zusammenhalt in einer Gesellschaft und basiert auf der ethischen Dimension. Sie stiftet Sinn und nährt sich aus dem Diskurs mit dem Schöpferischen. Sie verschafft der Öffentlichkeit die Gelegenheit, Sinnfragen nicht nur aus der rationalen oder akademischen Perspektive, sondern auch aus Sicht des Menschseins als schöpferisches, soziokulturelles Miteinander zu sehen. Bildende Kunst, Musik, Schauspiel, Literatur, Philosophie beflügeln diese wirkungsvollste „Agentur der Sinnstiftung“! Sie leisten einen bedeutenden Beitrag, eine ökologische Kommunikation zu entfachen und die entsprechenden „Denkbilder“ dazu zu liefern!

Die Gebote I und II sind übergreifend. Sie bilden die Grund- voraussetzungen bzw. Bausteine der anderen Gebote und wirken in alle Handlungsfelder hinein.

Ihr(e) Idee/Konzept/Projekt oder Initiative…

  • 🡪… nimmt Bezug zur kulturellen Identität dieser Region.
  • 🡪… beteiligt Beiträge, z. B. aus Kunst, Poetik, Literatur oder Philosophie zur Gestaltung des Prozesses bzw. zu seiner Verwirklichung.
  • 🡪… liefert Beiträge zur kulturellen Bildung und zum inneren Zusammenhalt der Gesellschaft.
  • 🡪… integriert erfahrene Prozessbegleiter aus künstlerischen Sparten und gestaltet mit der Sprache der Kunst Denkbilder zu nachhaltigen Lebensformen.
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Kunst ist immer individuelle Setzung, Kultur dagegen kollektive Spannung. Es entsteht aber keine Kunst ohne eine förderliche Kultur und keine Kultur überlebt ohne Künste, die sie herausfordern.

frei nach Wolfgang Rihm, FAZ, 1998

III. Biologische Vielfalt

Wir erhalten Natur und Landschaft und ihre Artenvielfalt auf Grund ihres eigenen Wertes und als Grundlage für das Leben und die Gesundheit des Menschen auf Dauer.

Ihr(e) Idee/Konzept/Projekt oder Initiative…

  • 🡪… ist grundsätzlich von einem achtsamen Umgang mit vorhandenen Ökosystemen geprägt.
  • 🡪… fördert den Erhalt von bestehenden kulturlandschaftlichen Ökosystemen.

Kurzdefinition allgemein

Biodiversität oder biologische Vielfalt bezeichnet gemäß dem Übereinkommen über biologische Vielfalt (CBD) die Vielfalt der Arten auf der Erde, die genetische Vielfalt sowie die Vielfalt von Ökosystemen. Die Biodiversität ist eine Lebensgrundlage für das menschliche Wohlergehen, weshalb ihr Erhalt von besonderem Interesse ist. Es wird zwischen vier Bereichen der Biodiversität unterschieden: 1. genetische Diversität – einerseits die genetische Vielfalt aller Gene innerhalb einer Art (= genetische Variation), andererseits die gesamte genetische Vielfalt einer Biozönose oder eines Ökosystems. 2. Artendiversität – die Vielzahl an Arten in einem Ökosystem.3. Ökosystem- Diversität – die Vielfalt an Lebensräumen und Ökosystemen. 4. Funktionale Biodiversität – die Vielfalt realisierter ökologischer Funktionen und Prozesse im Ökosystem (z.B. Stoffabbau-Kapazitäten). Weltweit werden fast 2/3 aller Ökosysteme und zahlreiche Tier- und Pflanzenarten als gefährdet eingestuft. Auch in Deutschland und damit auch im Saarland sind 70 Prozent der Lebensräume bedroht.

Definition spezifisch für das Biosphärenreservat Bliesgau

Das Biosphärenreservat Bliesgau verdankt sein heutiges Gesicht der extensiven landwirtschaftlichen Nutzung der letzten Jahrhunderte. Eine Besonderheit stellt die Vielfalt der Landschaft mit einem Nebeneinander und Ineinandergreifen verschiedenster Groß- und Kleinstlebensräume dar. Die aus naturschutzfachlicher Sicht wertvollen Biotoptypen, wie beispielsweise die Orchideenwiesen, die Kalkmagerrasen, die Salbei-Glatthaferwiesen oder auch die vielen Streuobstbestände, sind offene Landschaftstypen, die in unseren Breiten eine sehr hohe Biodiversität aufweisen. Der Rückzug der Landwirtschaft von den ertragsschwachen Standorten einerseits sowie die Intensivierung der Bewirtschaftung andererseits führen zum Verlust prägender Landschaftselemente. Eine beispiellose Fülle von Pflanzen und Tieren sind dadurch in ihrem Bestand gefährdet. Auf drei Prozent der Fläche kann sich die Natur ohne Einfluss des Menschen entwickeln (= Kernzone).

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Vision

Im Biosphärenreservat werden Bedingungen geschaffen, die trotz der menschlichen Nutzung die Entfaltung einer natürlichen Biodiversität ermöglichen. Im Biosphärenreservat Bliesgau ist Vielfalt in allen vier Bereichen der Biodiversität gewahrt. Arten und Lebensgemeinschaften, die ihren Verbreitungsschwerpunkt in Mitteleuropa haben und für die wir folglich eine europa- oder gar weltweite Verantwortung tragen, genießen höchste Priorität. Ein geeigneter Maßnahmenplan liegt vor. Die vorhandene Vielfalt wirkt Monokulturen entgegen. Die vielfältigen Lebensgemeinschaften sind stabiler und besser geschützt gegen negative Umwelteinflüsse. Die Region ist geprägt von Konsumenten, die durch die Nachfrage nach regionalen Produkten für den Erhalt und die zeitgemäße Entwicklung der vielfältigen Kulturlandschaft mit ihren Ökosystemen sorgen.

IV. Nachhaltiges Wirtschaften

Wir wirtschaften mit der Natur und nicht gegen sie.

Ihr(e) Idee/Konzept/Projekt oder Initiative…

  • 🡪… orientiert sich auch betriebswirtschaftlich an den Grundsätzen der Ökologie [sog. ökologische Ökonomie] und wirtschaftet mit der Natur und nicht gegen sie.
  • 🡪… orientiert sich an den Kriterien der „Gemeinwohl-Ökonomie“, die eine Mitwirkung der Wirtschaft am Gemeinwohl in den Vordergrund stellt. Hierzu zählt auch ökologische Nachhaltigkeit.

Kurzdefinition allgemein

Unternehmen gehen verantwortungsbewusst mit Ressourcen um und wägen ökonomische, ökologische und soziale Ziele und Interessen gegeneinander ab. Als unternehmerische Ressourcen werden außer dem Vermögen und dem Zugang zu Rohstoffen vor allem auch die Mitarbeiter betrachtet. Die Verfolgung ökologischer Ziele sichert nicht nur einen nachhaltigen Zugang zu Rohstoffen, sondern durch einen Imagegewinn auch Marktvorteile. Ein neues Modell der Wirtschaftswissenschaften lautet ökologische Ökonomie. Nach diesem Modell ist das menschliche Wirtschaften eine Unterabteilung eines gemeinsamen biosphärischen Haushaltes. Entgegen der klassischen Ökonomie zählt bei der ökologischen Ökonomie nicht allein das ökonomische Wachstum, der ungebremste Wettkampf aller gegen alle, sondern ein Wirtschaften mit der Natur und nicht gegen sie.

Definition spezifisch für das Biosphärenreservat Bliesgau

Das Biosphärenreservat Bliesgau ist wirtschaftlich im nördlichen, verstädterten Bereich von Handel, Gewerbe und Industrie, im südlichen von einer ländlichen Wirtschaft mit land- und forstwirtschaftlichen sowie handwerklichen Betrieben und Dienstleistungen geprägt. Nachhaltiges Wirtschaften im Biosphärenreservat Bliesgau bedeutet das Aufbauen von regionalen Wertschöpfungsketten, die Entwicklung innovativer/umweltverträglicher Produkte, der Aufbau eines naturverträglichen Tourismus‘ und die Förderung des Unternehmertums sowie Einführen von Umweltmanagementsystemen.

Vision

Ein Werte- und Systemwandel in den Konsum- und Wirtschaftshaushalten hin zu einer qualitätsorientierten, nachhaltigen Wirtschafts- und Lebensweise setzt sich durch. Das Biosphärenreservat ist geprägt von regionalen Wertschöpfungsketten. Heimische Produkte gehören zum festen Sortiment der Supermärkte und Dorfläden in der Region und in den angrenzenden Ballungszentren. Es entstehen neue Arbeitsplätze im Handwerk, im Einzelhandel und in den haushaltsnahen Dienstleistungen. Land- und forstwirtschaftliche Betriebe beteiligen sich aktiv an der regionalen Vermarktung und sichern so bei rückläufigen Agrarsubventionen ihre Existenz. Handwerkliche Betriebe setzen in der Verarbeitung überwiegend Materialien regionaler Herkunft ein. Unternehmen haben flächendeckend Umweltmanagementsysteme eingeführt und werden ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung gerecht. Unternehmen vermitteln den Konsumenten ein Bewusstsein für ihre Region und deren Rohstoffe und Erzeugnisse. Regionale Unternehmensnetzwerke setzen eigene innovative Projekte um. Das allgemeine klassische Modell der Wirtschaftswissenschaften, nach dem der Markt und die Natur keine Zusammenhänge aufweisen, wird sukzessive aufgehoben und durch die Prinzipien der ökologischen Ökonomie ersetzt. Das Engagement der Unternehmen innerhalb des Netzwerkes „Partnerbetriebe im Biosphärenreservat Bliesgau“ ist zur Selbstverständlichkeit geworden und wird von den Kunden honoriert.

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V. Stadt-Land-Beziehung

Wir nutzen und schaffen Synergien zwischen unserem städtischen und unserem ländlichen Teil der Region.

Ihr(e) Idee/Konzept/Projekt oder Initiative…

  • 🡪… fördert den Austausch zwischen städtischen und ländlichen Gebieten der Region.
  • 🡪… vernetzt Stadt und Land konzeptionell.
  • 🡪… setzt gezielt auf die jeweiligen Stärken von Stadt und Land.

Kurzdefinition allgemein

Die besondere Stadt-Land-Beziehung zeichnet sich u. a. durch eine Arbeitsteilung (nicht-agrarische Tätigkeiten) in der Gesellschaftsentwicklung aus. Die Stadt fungiert außerdem als Marktplatz für die im Umland produzierten Produkte, als Arbeitsplatz und als Standort für öffentliche, medizinische und kulturelle Leistungen, z. B. Bildung, Weiterbildung und weiterführende Schulen als auch Museen etc. Das Umland versorgt sich mit in der Stadt produzierten Produkten und bietet den Erholungsraum für die Stadt.

Definition spezifisch für das Biosphärenreservat Bliesgau

Die Stadt-Land-Beziehung im Biosphärenreservat Bliesgau basiert auf einer ursprünglich landwirtschaftlich geprägten Sozialisierung, die mit Beginn der Industrialisierung und der damit verbundenen Konzentration von Industriestandorten, vor allem im städtischen Bereich, eine Wechselwirkung erfahren hat. Heute ist diese Stadt-Land-Beziehung gekennzeichnet durch eine Portalsituation zwischen Städten an der Peripherie des Biosphärenreservats Bliesgau, wie beispielsweise Saarbrücken, Saargemünd, Homburg und Zweibrücken. Innerhalb der Region entsteht eine Wechselwirkung zu St. Ingbert und Blieskastel. Die Städte stellen ihr Potenzial als Markt-, Schul-, Bildungs-, Kultur- und Gesundheitsstandort, aber auch durch ihr Profil als Forschungs- und Unternehmensstandort für die Region zur Verfügung. Die ländlich geprägten Gebiete dienen ebenfalls als Wohn- und Arbeitsraum, als Orte der Erholung und der Entschleunigung sowie der Produktion nachhaltig erzeugter, qualitativ hochwertiger Lebensmittel und handwerklicher Produkte.

Vision

Die städtischen und ländlichen Bereiche der Region sind selbstbewusst und arbeiten synergetisch zusammen, indem sie sich auf ihre jeweiligen Stärken konzentrieren. Land und Stadt werden als Lebensstandort gleichermaßen geschätzt. Beide Standorte gewinnen an Profil und entwickeln sich durch einen fruchtbaren Austausch über die Grenzen hinaus.

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SYNERGIEN   Natur ist Quellgrund Ordnet die Systeme Bewirkt Entfaltung Schafft Räume Vertraut Polarität mit Einheit Kooperiert in Resonanz Verständigt sich universal Formt Energie in die Unsterblichkeit Vervollständigt sich im unvorhersehbaren Austausch der Kräfte Bewirkt zusammen mehr mit weniger – maximal effizient Doch alles hat seine Zeit Nicht nur für das Werden und Vergehen Auch umgekehrt für das Verstehen, um zu werden Im irdischen Dasein des Menschen aussichtsreich Im kosmischen Ganzen belanglos

frei nach Wolfgang Rihm, FAZ, 1998

VI. Demografischer Wandel

Wir entwickeln in der Gegenwart Lebensmodelle der Zukunft.

Ihr(e) Idee/Konzept/Projekt oder Initiative…

  • 🡪… berücksichtigt die bereits vorhandenen Auswirkungen des demografischen Wandels und/oder greift diese sogar synergetisch auf.
  • 🡪… ist geeignet, dem demografischen Wandel modellhaft entgegenzuwirken.

Kurzdefinition allgemein

Der demografische Wandel beschreibt die Überschreitung der Sterberate gegenüber der Geburtenrate seit Mitte des 20. Jahrhunderts. Die sogenannten Industrieländer verlieren an Bevölkerung und „überaltern“.

Definition spezifisch für das Biosphärenreservat Bliesgau

Demografischer Wandel wirkt sich vor allem im Bereich der Arbeitswelten aus. Hier werden die verbleibenden Potenziale vor allem auf die jüngeren, vollzeitarbeitenden Mitarbeiter konzentriert. Das gesetzliche Rentenalter wird erhöht, Frauen arbeiten mehr mit und jüngere, gut qualifizierte und „unabhängige“ Arbeitnehmer nehmen Jobs außerhalb des Saarlandes an. Da der größte Teil des Biosphärenreservates Bliesgau schon seit Jahrhunderten durch die Haupt- und Nebenerwerbslandwirtschaft geprägt ist, haben wir hier vor allem mit Veränderungen im Bereich der Schulen, Kindergärten, Gesundheit, Altenhilfe und des Nahverkehrs bei der technischen Infrastruktur zu tun. Leerstände von privaten und öffentlichen Gebäuden sind z. T. schon vorhanden. Zuwanderung und ein leichter Anstieg bei den Geburten gleichen die Rückgänge nicht aus, die Landbevölkerung „überaltert“, wodurch ihre Versorgung in der Zukunft mit herkömmlicher Infrastruktur nicht mehr zu leisten sein wird, auch die sozialen Strukturen auf dem Land und in der Stadt sind gravierenden Veränderungen ausgesetzt. Das Biosphärenreservat Bliesgau ist gefordert, für die Bewältigung dieses zentralen gesellschaftlichen Prozesses geeignete Modelle zu entwickeln und zu prüfen.

Vision

Unterstützt durch eine weitsichtige und behutsame Planung ist eine Konzentration der Siedlungsentwicklung auf den Weg gebracht worden. Das Biosphärenreservat Bliesgau verfügt über eine moderne Gesellschaft mit Lebensmodellen, die Raum und Zeit für Großeltern, Eltern und Kinder bieten. Generationsübergreifende Familienmodelle sind wieder „in“. Die Bevölkerung ist inspiriert durch eine harmonische Umgebung, sie schöpft aus den Potenzialen ihrer Traditionen und hat eine hohe Sozialkompetenz. Vermehrt haben Menschen verschiedener Nationalitäten und Kulturkreise hier eine neue Heimat und Wirkungsstätte gefunden. Es besteht eine hohe Integrationsbereitschaft, gemeinsam hat man sich zum Ziel gesetzt, die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen. Das Motto ist: „Etwas wert sein, voneinander lernen, gerne arbeiten und viel Qualitätszeit zusammen verbringen“. Als konkrete Ausprägung verfügen die meisten Dörfer über Integrations- und Generationentreffs, die einen intensiven interkulturellen/ generationsübergreifenden Austausch und gegenseitige Hilfe gewährleisten. Die regionale Mobilität ist flexibel, zielgruppenorientiert, ressourcenschonend und unternehmerisch organisiert.

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VII. Klimaschutz und Energie

Wir denken global – wir handeln regional. Innovative Umweltmodelle liefern tragfähige Wissensbausteine für den Klimaschutz.

Ihr(e) Idee/Konzept/Projekt oder Initiative

  • 🡪… fördert den Einsatz regenerativer Energien.
  • 🡪… arbeitet mit höchster Energieeffizienz.

Kurzdefinition allgemein

Durch den Verbrauch fossiler Brennstoffe in der industrialisierten Welt steigt die Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre. Der dadurch entstehende Treibhauseffekt führt zu globaler Erwärmung und somit zu einem Klimawandel weltweit. Der Klimawandel steht also in einem direkten Zusammenhang mit dem Energieverbrauch. Der Einsatz regenerativer Energieformen (z.B. Solar-, Wind-, Wasser- oder Biomasseenergie) und eine bessere Energieeffizienz sowie Energiesparen reduzieren oder ersetzen den Einsatz fossiler Brennstoffe und tragen somit zum Klimaschutz bei. Nach dem „Green New Deal“ sollten die Emissionen bis 2020 um 40 Prozent gesenkt werden.

Definition spezifisch für das Biosphärenreservat Bliesgau

Das Biosphärenreservat Bliesgau muss als Modellregion für nachhaltige Entwicklung gerade bei einem solchen globalen Problem mit modellhaften und innovativen Lösungsansätzen Zeichen setzen. Es geht einerseits darum, das Thema näher in das Bewusstsein zu rücken. Andererseits müssen technische und organisatorische Modelle zur klimaschonenden Nutzung energetischer Ressourcen erarbeitet werden, die die Spezifika und die Ausprägung unserer Kulturlandschaft berücksichtigen. Bedeutsam ist u. a. die Landschaftsverträglichkeit von Energiegewinnungsanlagen (Problematik Energiepflanzen Mais/Raps, Windparks, Wasserkraft...).

Vision

Das Biosphärenreservat Bliesgau ist Motor für eine neue Klimapolitik auf regionaler Ebene. Es ist Labor zur Erprobung innovativer Klimaschutzprojekte, verfügt über ein zukunftsweisendes Klimaschutzkonzept und hat große Teile bereits umgesetzt. Kommunen, Wissenschaft, Wirtschaft und Bürger in der Region kooperieren arbeitsteilig und stimmen sich im Rahmen der Bereitstellung von Energie untereinander ab. Vor allem die vorhandenen Biomassepotenziale werden in der Region optimal genutzt. Parallel zur Förderung der regenerativen Energien wird bei Kommunen, Privaten, Industrie und Gewerbe eine Optimierung der Engergieeffizienz angestrebt. Hinsichtlich der energetischen Sanierung von Gebäuden ist im Falle historischer Bausubstanz die Kooperation mit den Fachleuten aus der Denkmalpflege anzustreben.

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VIII. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Wir gewinnen Identität und Inspiration in dem Zusammenspiel mit unseren Nachbarn an einer Nahtstelle Europas.

Ihr(e) Idee/Konzept/Projekt oder Initiative…

  • 🡪… fördert grenzüberschreitendes Gedankengut und Wirtschaften.
  • 🡪… fördert die Inwertsetzung der abwechslungsreichen Geschichte der Region.

Kurzdefinition allgemein

Eine Grenze (Lehnwort, abgeleitet vom gleichbedeutenden slawischen Wort Granica) ist der Rand eines Raumes und damit ein Trennwert, eine Trennlinie oder -fläche. Grenzen können geometrische bzw. geografische Räume begrenzen. Dazu gehören politische oder administrative Grenzen, wirtschaftliche Grenzen, Zollgrenzen oder Eigentumsgrenzen. Räume können auch unscharf begrenzt sein, etwa Landschaften, Kulturgrenzen oder Verbreitungsgebiete, die man in der Natur kaum durch Linienstrukturen festmachen kann.

Definition spezifisch für das Biosphärenreservat Bliesgau

Die saarländische Geschichte mit all ihren Wechselfällen hat eine einzigartige schützenswerte Kulturlandschaft hervorgebracht, die ihren besonderen Charme oftmals erst auf den zweiten Blick preisgibt und verdichtet im Biosphärenreservat Bliesgau eine Nahtstelle europäischer Kultur widerspiegelt. Hier wurde der Kern europäischen Zusammenlebens vor vielen Jahrhunderten bereits definiert. Die europäische Versöhnung wurde immer wieder neu entdeckt und musste neu gelebt werden. Die Kulturlandschaft ist hier als Lebens- und Wirtschaftsraum zentraler Standortfaktor der Städte und Kommunen im Biosphärenreservat und der angrenzenden französischen Gemeinden. Eine koordinierte, innovative (touristische) Entwicklung oftmals versteckter Potenziale fehlt. Bei dieser Ausgangslage sind besondere nachhaltige Maßnahmen der Zukunftssicherung und -gestaltung öffentlicher Räume, die sich unmittelbar auf die kulturelle Vielfalt und damit auf die Lebensqualität der Grenzregion auswirken, notwendig.

Vision

Das Biosphärenreservat Bliesgau zeichnet sich durch eine Tourismuskonzeption aus, die die Alleinstellungsmerkmale der Grenzsituation vermarktungsfähig gemacht hat. Dabei werden einerseits die grenzüberschreitenden Aktivitäten, wie z.B. gemeinsame Regionalvermarktungsinitiativen, gemeinsame kulturelle Veranstaltungen oder bilinguale Ausbildungsmöglichkeiten, genutzt. Andererseits werden die kulturellen und Mentalitäts-unterschiede selbstbewusst gelebt und für die Außenwelt erlebbar gemacht.

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IX. Kulturlandschaft

Wir gestalten zukunftsfähigen Lebensraum respektvoll im Umgang mit unserem kulturellen und naturräumlichen Erbe.

Ihr(e) Idee/Konzept/Projekt oder Initiative…

  • 🡪… leistet einen Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft durch deren wirtschaftliche Inwertsetzung.

Kurzdefinition allgemein

Die Nutzung durch den Menschen macht eine Naturlandlandschaft zur Kulturlandschaft. Jeweils zu seiner Zeit formte der Mensch die Natur nach seinen Bedürfnissen und seinen technischen und gestalterischen Möglichkeiten.

Definition spezifisch für das Biosphärenreservat Bliesgau

Über die Jahrhunderte ist in der Region durch die spezifische, extensive Flächennutzung der Menschen auch ein unverwechselbarer kultureller Formenschatz aus vielen Elementen entstanden. Sie prägen bis heute das Gesicht dieser Kulturlandschaft. Dazu gehören z.B. Flächen mit Kalk-Halbtrockenrasen, ausgedehnte magere Flachlandmähwiesen, Auenlandschaften in den Tälern der Blies und der Oberen Saar, Streuobstwiesen, Buchenwälder sowie eine durch Muschelkalk und Buntsandstein geprägte Baukultur. Die traditionelle Kulturlandschaft wurde in der Fläche meist polykulturell genutzt durch Land- (vor allem im Nebenerwerb) und Forstwirtschaft sowie Handwerk, auf der anderen Seite durch Industriezweige der Kalkwirtschaft, die Saarschifffahrt sowie die Eisen-und Glasindustrie. Diese Strukturen haben sich prägend erhalten. Den Gegenpol bildet eine Entwicklung von modernen Unternehmensstrukturen, u.a. in der Forschung.

Vision

Das Biosphärenreservat Bliesgau ist auf dem Weg zu einer zeitgemäßen Kulturlandschaft, die gleichzeitig auch Heimat ist. Die Kulturlandschaft zeichnet sich durch ein eigenes unverwechselbares Profil aus, das auf den Traditionen und dem naturräumlichen und kulturellen Erbe aufbaut. Die Region zeichnet sich durch eine neue, transparente Unternehmenskultur und eine effiziente und ökologische Wechselwirkung zwischen Landwirtschaft und Industrie aus. Die durch landwirtschaftliche Nutzung entstandenen Flächen werden gemäß dem Leitsatz „Erhalt durch Nutzung“ auch künftig als offene Kulturlandschaft erhalten bleiben und entwickelt werden. Das Motto heißt: Kulturlandschaft nutzen, regionale Identität stärken, mit Biosphärenthemen Geld verdienen, Leben mit Freude: gerade hier. Architektonische und gestalterische Rahmenbedingungen, welche die Loslösung von Gewohnheiten provozieren, stimulieren zur ästhetischen und ökologischen Beispielhaftigkeit.

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X. Bildung für nachhaltige Entwicklung

Wir lernen, unsere Zukunft nachhaltig zu gestalten.

Ihr(e) Idee/Konzept/Projekt oder Initiative…

  • 🡪… fördert die Fähigkeit, Gelerntes zu reflektieren und im Alltag in nachhaltiges Denken und Handeln umzusetzen.

Kurzdefinition allgemein

„… die Saatfrüchte sollen nicht vermahlen werden…“

J. W. Goethe

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) vermittelt jedem Menschen Kompetenzen, um aktiv und eigenverantwortlich die Zukunft nachhaltig gestalten zu können. In diesem Zusammenhang spielen rationale, emotionale wie auch handlungsbezogene Kompetenzen zum Erwerb einer Urteilsfähigkeit eine entscheidende Rolle. Das sogenannte Dreieck der Nachhaltigkeit erfordert ökologisches Gleichgewicht, ökonomische Sicherheit und soziale Gerechtigkeit.

Definition spezifisch für das Biosphärenreservat Bliesgau

Für das Biosphärenreservat Bliesgau bedeutet BNE die Verknüpfung von regionalspezifischen Bildungsangeboten in allen denkbaren, direkten und indirekten Bildungsinitiativen, mit den Zielen der nachhaltigen Entwicklung. Das Bildungsangebot nutzt dabei Wissen aus interdisziplinären Forschungsprojekten im Biosphärenreservat Bliesgau. BNE zielt dabei insbesondere auf die Fähigkeit, Schläge aller Art von sich abfedern zu lassen und Widerstandskräfte zu mobilisieren, um Perioden der Entbehrungen nicht nur zu überstehen, sondern auch aktiv zu überwinden und dabei Lebensmut, Lebensfreude und Freundlichkeit zu bewahren und zu stärken (Resilienz). BNE umfasst konkret die Förderung der Schulbildung, der vorschulischen Bildung, des öffentlichen Bewusstseins, der beruflichen Aus- und Fortbildung und des touristischen Angebots. Das Bildungsangebot ist geprägt von einer großen Praxisnähe. Schwerpunkte sind die Themen Natur/Kultur und Kulturlandschaft, nachhaltige Konsumstile, Heimat, Klimaschutz, Ressourcenschonung, Stadt-Land und demografische Entwicklung. Dabei geht es insbesondere um die Sensibilisierung für die Themen der Nachhaltigkeit und die Motivation zu eigenverantwortlichem Handeln im direkten Umfeld.

Vision

Das Biosphärenreservat Bliesgau ist Bildungsregion. Die Kindertagesstätten, Schulen und die Erwachsenenbildung in der Region arbeiten erfolgreich mit BNE-Programmen und zeigen nachweisbare Bildungserfolge. Es findet ein Wissenstransfer zwischen diesen Modellschulen, dem Kultusministerium und dem Umweltministerium statt. Der Tourismus hat seinen Schwerpunkt in Bildungsangeboten mit BNE-Anspruch und bindet viele Gäste an die Region mit hoher Rückkehrquote. Die Angebote sind eingebunden in ein klares BNE-Edutainment-Konzept und für alle Altersgruppen attraktiv. Nachhaltigkeit unter dem Motto: „langsam, besser, schöner“ ist spürbar und erlebbar, weil die Menschen, die hier leben, ihr Leben und die Zukunft verantwortungsbewusst und aktiv gestalten.

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Um eine lebenswerte Zukunft zu gestalten, müssen wir neue Lösungen finden, die in erster Linie den Ausgleich des Miteinanders von Mensch und Natur im Fokus haben. Hierzu müssen wir den Kontext unserer Einstellung zum Leben ändern. Dabei können Prozesse aus der kulturellen Bildung und der Konzeptkunst einen erheblichen Beitrag leisten.

IdeenLabor – Methodik

Der Forschungsauftrag im IdeenLabor „Mobile Biosphärenreservat Bliesgau“ folgt einer Methodik, deren Anwendung für die Findung von Ergebnissen, die wirklich verwandeln können, maßgeblich ist! Die vorgestellten zehn Handlungsfelder sind die elementaren Grundstoffe für den Forschungsauftrag und Experimente in den IdeenLaboren sind die vorgestellten zehn Handlungsfelder. Menschen werden dazu einladen, die Themen näher kennenzulernen, um für das eigene Unternehmen, Projekt oder Lebensumfeld ein „Mobile Biosphärenreservat Bliesgau“ als Leitbild für nachhaltige Lebens- bzw. Unternehmensformen zu entwickeln.

Die Methodik besteht darin, sich zunächst ohne Ressentiments auf die Gebote Ethik und Kultur einzulassen und dieses Thema zu vertiefen. Erst wenn in diesem einfühlsamen und sensiblen Prozess eine Bereitschaft zu innerem Wachstum und zu Veränderung spürbar wird und sich dies in einem Leitgedanken formulieren lässt, geht es weiter. Mit diesem Leitgedanken wird dann auch jedes einzelne weitere Gebot bzw. Handlungsfeld beleuchtet. Mit viel Kreativität und gerne auch Humor geht es bei allen „Geboten“ darum, einen ganz konkreten Bezug zu dem individuellen Projekt, Vorhaben bzw. der Unternehmung [gerne auch im Privatleben] zu suchen. Naturgemäß wird es dabei immer Schwerpunkte geben. Das Beleuchten aller „Gebote“, selbst wenn sich auf den ersten Blick kein unmittelbarer Bezug zum Projekt herstellen lässt, ist jedoch unbedingt erforderlich! Jede Assoziation und Idee zählen. Dazu bedarf es einer ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Inhalt des jeweiligen Handlungsfeldes durch Forschergeist und Experimentierfreude!

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Vergleichbar mit einem Orchester geht es also nicht nur um das einzelne Instrument alleine, sondern um das Zusammenspiel! Dirigiert wird das Orchester von der Ethik und der Kultur. In den neuen Ideen und Initiativen zu den einzelnen Handlungsfeldern formt sich das „Konzert“. Das Sinnbild des Mobiles wird mit den konkreten Inhalten und Ideen zum Leben erweckt, es kommt in Bewegung und tanzt. Nach und nach wird deutlich, welche ungeahnte Synergie das Zusammensehen und Zusammenwirken der einzelnen Themen auslösen kann! Der fast unsichtbare Faden, der sie zusammenhält, ist die verbindende Linie, die über den eigenen Lebensraum in das Weltnetz eingespeist werden kann und mit ihnen in Resonanz geht.

Auf diese poetische Art und Weise wird auch für den Laien erfahrbar, dass Themen und Handlungsfelder genau wie in der Natur in einem inneren Zusammenhang stehen und gemeinsam einen viel größeren Wirkungsgrad erzielen, selbst dann, wenn naturgemäß einzelne Handlungsfelder Schwer- punkte bilden. Das ist Prozess und Labor zugleich. Dieser Forschungsauftrag ist für die unterschiedlichsten Zielgruppen geeignet und bedarf zu Beginn des Prozesses Durchhaltevermögen und professionelle Moderation in den IdeenLaboren.

Die zu Grunde liegende Methodik hat sich bereits in vielen Forschungs- vorhaben bewährt. Die individuelle Entwicklung eines Mobiles Biosphärenreservat Bliesgau wird daher sicher zu den unterschiedlichsten neuen Erkenntnissen und Sichtweisen führen!

Experiment + Best Practice: 20 Modellbeispiele

Zur Umsetzung der Entwicklungsstrategie könnten nach der vorgestellten Methodik zum Auftakt 20 IdeenLabore, in denen jeweils ein spezifisches Mobile UNESCO-Biosphärenreservat Bliesgau entsteht, aus unterschied- lichsten Bereichen oder Milieus realisiert realisiert werden. Dieser Prozess wird innerhalb eines Jahres umgesetzt und durch die Unterstützung erfahrener Moderatoren begleitet und dokumentiert. Die Ergebnisse werden öffentlichkeitswirksam vorgestellt und diskutiert.

Beteiligt werden 4 Kommunen, 3 Unternehmen, 4 Schulen, 1 Kindergarten, 1 Krankenhaus, 3 Kultureinrichtungen, 4 Privathaushalte [variabel] .

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Mit Hilfe der Widersprüche der Pole wird die Gesetzmäßigkeit von Polaritäten, die nach Ausgleich suchen, begreifbar. Zwischen den Vertikalen der Handlungsfelder und der Horizontalen der Verknüpfungslinie entsteht jeweils ein Kreuz, das im geistigen Sinn Anfang und Ende (horizontal) und Erde und Himmel (vertikal) symbolisiert. So entsteht der kosmische Kontext des Finde-Instruments und ein Zugang zu einer befreienden Weisheit sowie das Wissen um den eigenen Weg.

Fazit

Transformation entsteht in der Wirklichkeit und durch den Mut, sich auf Ungewohntes jenseits der Komfortzonen und vor allem in einer spirituellen Dimension als die eigentliche Triebfeder und Urkraft einzulassen. Nur so kann sie den Zeitgeist unserer Gesellschaft und das Innerste jedes Einzelnen ansprechen. Durch die konsequente Etablierung der vorgestellten IdeenLabore wird nach und nach begreifbar, um was es bei dem Auftrag des UNESCO-Biosphärenreservates Bliesgau wirklich geht.

An jedem nachvollziehbaren Modellbeispiel kommt dieser Auftrag individuell und unverwechselbar zum Ausdruck. Die Ergebnisse werden zur Diskussion gestellt, um Impulse zum Weiterdenken auszulösen. Insbesondere Initiativen, welche die Handlungsfelder in einem IdeenLabor schwerpunktmäßig spirituell und künstlerisch aufbereiten (z.B. durch Meditation, Gebet, Rituale bzw. die bildende und darstellende Kunst, Musik etc.), können diesen Prozess intensiv beflügeln, vertiefen und verbreiten!

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Nach und nach werden die unterschiedlichsten „Mobiles“ zum Impulsgeber einer neuen Bewegung für das „gute Leben“ im Sinne von nachhaltigen und ethisch tragfähigen Lebensformen, die Brücken innerhalb unserer Gesellschaft schlagen und die Menschen zum Aufbruch ermuntern. Ganz nebenbei entsteht durch diese Kampagne ein unverwechselbares Identifikationssignet. Der komplexe Auftrag des Biosphärenreservates Bliesgau „vergemeinschaftet“ sich ins alltägliche Leben der Menschen. Aus Wissen + Experimentieren entstehen neue Gewohnheiten eines bewussteren Handelns, das Beispiel und Modell für andere ist, sogar dann, wenn das Experiment vorerst einmal scheitert oder Bedenkenträger noch Zeit brauchen.

Am Ende kommt es nur darauf an, dass wir Leben und Lebensraum gestalten und wie wir es tun bzw. ob wir eine Botschaft haben, die zum Erhalt dieses wunderbaren Planeten beiträgt.

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Bei dem Betrachter des Mobiles werden sicher Ambivalenzen erzeugt, die der Skulptur einen starken Bezug zu den Gesetzmäßigkeiten des realen Lebens schenken. Bei den einzelnen Gliedmaßen dieser Skulptur – den Handlungsfeldern – braucht es keine Hierarchie, sondern nur den inneren verbindenden „roten“ Faden, der die Themen zu einem großen Ganzen verknüpft und der bedeutende Ereignisse in die übergeordneten Systeme Erdenkreis und Universum transponiert.

Idee/Konzeption/Text/Fotos/Abgebildete Kunst: Peter Michael Lupp, Kulturreferent Regionalverband Saarbrücken
Kontakt: katja.droeschel@rvsbr.de, 0681 506-6062
Konzeptionelle Mitarbeit/Grafik: Elke Birkelbach
© 2024

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